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Die
Tageskolonie wurde im Rahmen einer städtebaulichen Neuentwicklung auf
Initiative von Roberto Farinacci und dem Architekten Nino Mori errichtet.
Mit dem Bau wurde der Architekt Carlo Gaudenzi beauftragt. Größe und
Benennung der Kolonie lassen sich auf die herausragende Stellung von
Roberto Farinacci zurückführen, der der "Ras" des Fascio von Cremona
fungierte und als rechte Hand Mussolinis galt.
Das Gebäude beschreibt im Grundriss einen Halbkreis in dessen Zentrum
ein schlanker Turm aufragt. Vor die gewölbte Außenfassade ist ein Raster
aus Betonlamellen vorgestellt um, die als Verschattungselemente fungieren.
Zwischen dem Betonraster und dem Baukörper führen breite Treppen zum
Obergeschoss. Das obere Geschoss ist wesentlich höher als das Erdgeschoss.
Im Obergeschoss befand sich die Küche, ein großer Speisesaal, Toiletten,
ein Behandlungszimmer und die Direktion während im Erdgeschoss Umkleideräume,
Toiletten, Duschen, Vorratsräume, eine Wäscherei und ein Kohlenkeller
untergebracht waren.
Die Innen- oder Hofseite des Gebäudes ist plastisch sehr ausdifferenziert:
Loggien, Terrassen, Balkone, Treppenläufe, Vor- und Rücksprünge. Dadurch
erweckt die bauliche Komposition den Eindruck einer monumentalen Maschine.
Der Turm erinnert an einen riesigen Kolben, der für eine gigantische
Hubbewegung gemacht zu sein scheint. (Eine Beschreibung der Maschinenästhetik
und dem Motiv der mechanischen Bewegung bei den faschistischen Kolonien
findet sich in der Dissertation
von Katharina Torkler). Zudem wird mit den halbrunden Bugformen, den
relingartigen Geländern, den Seitengängen und den Rundfenstern sprich
Bullaugen das in der Architektur der Moderne beliebte Schiffsmotiv evoziert:
das Schiff als Sinnbild für den Aufbruch in die Zukunft. Das Gebäude
besticht durch seine intensive Farbigkeit: ungewöhnlich grelle Gelb-
und Orangetöne unterstreichen die plastische Durchgestaltung des Baukörpers.
Im Hof fasst der Halbkreis des Gebäudes einen flachen, nierenförmigen
Teich ein. Auf der gedachten Kreislinie befindet sich noch ein Tor,
das offensichtlich rein symbolische Funktion hat, da der Weg, der darauf
zuläuft, direkt beim Tor endet. Links und rechts des Weges stehen Pergolen
über befestigten Aufenthaltsplätzen.
Das faschistische Bild- und Figurenprogramm ist nicht mehr erhalten:
Zentral vor dem Eingang empfing eine Statue, die mit ausgestreckten
Armen ein Liktorenbündel über den Kopf hält, die Besucher. Unterhalb
der Lamellen befand sich der Namensschriftzug. Auf dem Turm, der sich
in der Mittelachse über dem zwei Stockwerke hohen Gebäude erhebt, befanden
sich die Initialen der faschistischen Partei PNF und das Hoheitszeichen
der drei Liktorenbündel. Die Brüstung des Rednerbalkons an der Rückseite
des Turms war mit einem Relief geschmückt, das Kolonnen marschierender
Soldaten zeigte. Das rückwärtige Tor wurde von zwei weiteren Statuen
flankiert über denen an der Mauer ein M für Mussolini angebracht war.
Die Kolonie wird zum Teil als Nachtklub genutzt, befindet sich aber
in einem schlechten baulichen Zustand. Die umliegende Grünanlage ist
als Park öffentlich zugänglich
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Historische
Abbilddungen
Fotos
© Dan Dubowitz
Fotos
© Arne Winkelmann
Fotos
© Florian Kirfel
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Literatur: |
www.tesionline.com
Feraboli,
Maria Teresa, L'ingegner Carlo Gaudenzi: un protagonista del moderno
a Cremona, in: La Scuola classica di Cremona. Annuario 2001,
Cremona, 2001, pp. 155-176
Feraboli, Maria Teresa, Le 114 colonie fluviali, campestri ed elioterapiche
diurne in provincia di Cremona, in: La Scuola classica di Cremona.
Annuario 1999, Cremona, 1999, pp. 113-139
Feraboli, Maria Teresa, Le ex-Colonie cremonesi del Po, tesi di
specializzazione in Restauro dei Monumenti, Politecnico di Milano, 1999
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